Authentisch spiegeln sich Sonne und Bäume im Wasser

Was hat ein Spiegel mit „Authentisch Sein“ zu tun?

27. April 2021 | 14 Kommentare

Was siehst Du, wenn Du in den Spiegel schaust?

Diese Frage ist Ausgangspunkt des Wochenendseminars mit dem Titel: „Authentisch Sein – JA oder NEIN“.

Jede der 12 Teilnehmerinnen hat einen Taschenspiegel bekommen und nach kurzer Einführung 30 Minuten Zeit, sich schriftlich mit dieser Frage zu beschäftigen.

Authentizität – Spiegel?

Mein Gehirn bekommt eine Ladung Adrenalin und der Puls steigt merklich. Zeitgleich beruhigt mich die leise Hintergrundmusik und der herrliche Rosenduft aus dem Diffuser entspannt mich.

Der Spiegel zeigt mein Gesicht, doch wie von Zauberhand fließen aus meinem Stift die Worte: Echt sein, Klarheit, stimmig, kantig, aufrichtig, konsequent, sich selbst reflektieren.

Plötzlich und völlig unverhofft erscheinen vor meinem inneren Auge die Stationen auf meinem Weg ins Erwachsenenleben.

Ich begehre auf, will gesehen und anerkannt werden.

So bin ich und ich zeige mich ab jetzt, wie ich es für richtig halte, nicht wie ihr mich gerne hättet!

Revolte pur! Ausgang offen!

Nichtsdestotrotz traue ich mich immer mehr, die eigene Sensibilität und Spiritualität zu leben, werde darin von meiner Familie bestärkt und gefördert.

Heute weiß ich, es ist der Anfang, mich authentisch zu zeigen mit all meinen Facetten.

Doch warum fällt mir dies gerade jetzt, mit Blick in den Taschenspiegel ein? Dieser zeigt doch nur mein Gesicht, oder?

Spontan erinnere ich mich an den Satz meiner Tante: „Deine Kleidung, Verhalten, Sprache, Mimik oder Gestik, sind stets das Spiegelbild deines Inneren, sei dir dessen immer bewusst!“

So ist es mir heute wichtig auf all dieses zu achten.

Ich stelle mich jedoch auch Fragen:

  • Wie gehe ich mit meinen Emotionen um, wo setze ich Grenzen, wieviel gebe ich preis? Ist ein Pokerface nicht manchmal (notwendiger) Selbstschutz!?
  • Bin ich bereit, über meine Werte zu diskutieren, auch wenn es unangenehm ist?

Dies sind Herausforderungen und erfordern Mut, doch mein Gewissen ist stets Halt und Kompass.

Beherzt streiche ich das NEIN im Satz „Authentisch sein Ja oder Nein“, der als Überschrift zusammen mit meinen Gedanken auf dem Blatt steht und lasse den Gefühlen freien Lauf.

Langsam wird die Musik leiser und der Klang der Zimbeln holt mich sanft aber bestimmt aus meinem Inneren ins Hier und Jetzt zurück. Die Schreibzeit ist vorbei.

Die Gesichter der Teilnehmerinnen sind nun deutlich entspannter und die meisten lächeln sich an.

Nach einer kurzen Kaffee-/Teepause lesen einige Frauen ihre Texte vor und ich staune über die Unterschiede.

Die meisten beschreiben detailliert ihr Gesicht, die Haare, Augen oder Nase. Nur eine Teilnehmerin nimmt in ihrem Spiegelbild die Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, der Gesellschaft und besonders der Familie, wahr.
Auch Pünktlichkeit, als Wertschätzung, sowie Offenheit für Neues im Anerkennen des Überlieferten gehören für sie zum „Authentisch sein“ dazu.

Was für ein Mut 

Im Laufe des Seminars entstehen noch Bilder, Töpfereien und sogar eine Pantomime. Alles personifizierte Ausdrucksformen. Gut verpackt, dennoch erkennbar.

Der Workshop ist ein großer Erfolg und einige Teilnehmerinnen versprechen, immer mal wieder den Taschenspiegel in die Hand zu nehmen und über ihre Wirkung im Alltag nachzudenken.

Auch ich bin zufrieden und dankbar für die Möglichkeit, mein „Authentisch Sein“, im wahrsten Sinne des Wortes „betrachtet“ zu haben.

Es ist nicht immer leicht, Zwänge zu ignorieren und die eigene Meinung ehrlich und selbstreflektiert zu vertreten.

Sich seiner inneren Anteile bewusst zu sein, diese anzuerkennen und liebevoll zu integrieren. Ihnen als Regisseur des eigenen Lebens den zustehenden Platz einzuräumen, ist für mich der Weg, ein ehrliches Leben zu führen.  

Es gibt viele Situationen im Leben, sich authentisch zu zeigen. Gehe Deinen eigenen Weg.
Brauchst Du Hilfe, melde Dich gerne.

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Mit diesem Text nehme ich an der Blogparade meiner Kollegin Rosa Pessl teil.

Margaretha Schedler mit Buch

Ich bin Margaretha Schedler und schreibe seit 2019 hier im

Lebensschatzkisten-Blog.

über mein gelebtes Leben mit all seinen Höhen und Tiefen. Seit dem Tod unseres Sohnes im Jahr 2020 widme ich mich verstärkt dem Thema Tod und Trauer. Mein Maskottchen „Guckamol“ ist dabei immer an meiner Seite.

Ich möchte Dich inspirieren damit du die Schätze deines Lebens erkennen und ein zufriedenes und glückliches Leben führen kannst. Auf meiner Startseite und „Über Mich“– Seite kannst Du mich näher kennenlernen.

14 Kommentare

  1. Wenn wir alle unsere Masken ablegen würden – ich meine jetzt jene, die wir völlig unabhängig von Corona tragen, entstünde vermutlich eine heillose Verwirrung im täglichen Miteinander! Warum? Menschen könnten sich dann nicht mehr hinter ihrer Maske verstecken! Denn wenn ich authentisch bin, dann zeige ich mich ohne Maske, ohne Pokerface. Ich spiele keine Rolle, sondern ich bin ICH SELBST.

    Liebe Margret, Dein Beitrag hat mich zum Nachdenken angeregt.
    Wenn ich mich anderen Menschen zu-mute, mit allem, was mich im gegenwärtigen Augenblick ausmacht, lebe ich authentisch. Dies kann eine große Herausforderung sein, aber auch eine Bereicherung. Die Beziehung geht von der Oberfläche in die Tiefe.

    Authentisch Sein ist nach meiner Erfahrung eng verbunden mit Achtsamkeit: wie nehme ich mich wahr, was fühle ich gerade? Stehen unausgesprochene Erwartungen einer anderen Person im Raum? Kann ich ohne schlechtes Gewissen „Nein“ sagen?

    Es heißt gleichzeitig, mich anzunehmen mit meinen Stärken und Schwächen. „Ja“ zu mir sagen …

    Dabei helfen mir ehrliche Beziehungen: gestern zum Beispiel hatte ich in einem langen Telefonat mit einer guten Freundin behutsam eine „dunkle Ecke“ in meinem Leben ausgeleuchtet, danach breitete sich ein inneres Wohlgefühl aus. – Authentisch erlebe ich mich daher auch dann, wenn ich spüre, dass ich mich in einem Prozess der Veränderung befinde.

    Viele andere Menschen sind ebenfalls auf dem Weg zu mehr Echtheit und Klarheit im eigenen Leben. Zwangsläufig verlässt man dabei ein Stückweit die lange Zeit eingeübten Rollen. Das tägliche Miteinander verlangt jetzt sehr viel gegenseitiges Verständnis und Einfühlungsvermögen, die Bereitschaft, sich auseinanderzusetzen, aber auch ein gesundes eigenes Selbstbewusstsein. Dies ist nicht einfach, da kann es mitunter auch hoch hergehen!

    So wird Authentizität schließlich ein Gewinn auf beiden Seiten. In diesem Sinne verstehe ich den Religionsphilosophen Martin Buber: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“

    Herzliche Grüße,
    Laura

    Antworten
    • Liebe Laura,
      ein ganz herzliches Vergelt´s Gott für Deinen so wertvollen Kommentar, der das Geschriebene in einzigartiger und so treffender Weise bereichert.

  2. Liebe Margarethe,

    auch bei mir spielt der Spiegel eine Rolle, wenn es darum geht, authentisch zu sein.

    Liebe Grüße von Edith

    Antworten
    • Wie schön, liebe Edith. Der Spiegel zeigt uns so viel, lass uns immer wieder hineinschauen und erkennen was er uns zeigen will.

  3. Liebe Margaretha,
    Danke für diesen offenen Artikel. Und für den Einblick in deine Authentizität.
    Ich kann deine Gedankengänge sehr gut nachvollziehen.
    Ich habe mich vor einiger Zeit mit meiner Authentizität beschäftigt. Im Grunde genommen ist es ein Thema, dass immer wieder kommt und geht. Ich halte mich nie für ganz fertig … Ich wachse stetig und das gefällt mir. Und bin ich (mit mir) zufrieden, dann kann ich auch authentisch sein.
    Liebe Grüße und bis bald, Carmen.

    Antworten
    • Liebe Carmen,
      ich danke Dir dass Du mich/uns teilhaben lässt, wie Du mit dem Authentisch Sein lebst und damit wächst. Dieses immer wieder auf den Prüfstand zu stellen und die Zufriedenheit mit einzubeziehen ist ein guter und wertvoller Impuls.

  4. Liebe Margaretha, da bleibt mir wieder mal nur zu Nicken. Jepp, genau so ist es. Vor allem auch der Satz deiner Tante hat mich angestupst. Und ich würde ihn noch ergänzen: Und manchmal, wenn im Innern Unordnung ist, kann Ordnung im Aussen helfen, dass es im Innen wieder aufgeräumter wird. So wenigstens meine Überzeugung (auch wenn das meine Kinder noch nicht immer verstehen.
    Liebe Grüsse Karin

    Antworten
    • Liebe Karin, ja, meine Tante war eine sehr weise und kluge Frau. Von ihr durfte ich auch das Aufräumen im Aussen lernen. Wahrscheinlich hatte sie Deine Gedanken zur inneren und äußeren Ordnung auch in ihrem Erziehungsplan. Wie schön, dass Dich der Satz meiner Tante angestupst hat. Ihr hättet Euch gut verstanden, war sie doch auch Meisterin der Haushaltsführung.

  5. Der „Blick in den Taschenspiegel“ ist eine schöne Anregung, finde ich. Was sehe ich, was verbinde ich mit dem, was ich sehe – und wie viel gebe ich davon preis? Das regt zum Nachdenken an – danke dafür! 🙂

    Antworten
    • Liebe Dorit, vielen Dank für Deinen Kommentar. Es freut mich, dass ich Dich mit meinem Text inspirieren konnte. Sich immer mal wieder Zeit für einen Blick hinter das eigene Spiegelbild zu nehmen ist sehr wichtig und heilsam zugleich.

  6. Liebe Margaretha
    Was für ein schöner Impuls.
    Authentizität ist auch das, was man selbst im Aussen sieht. Das verdeutlicht Dein Spiegel sehr gut.
    Viele sehen im Spiegel nur Äußerlichkeiten, indem Sie Ihr eigenes Aussehen bewerten. Andere sehen hinter der Fassade das Ich, die eigene Persönlichkeit. So wie Du.
    Authentizität hat für mich mit Selbstreflexion zu tun, bei sich zu sein, sich nicht für andere zu verbiegen und sich selbst nicht zu verlieren. Trotz äußerer Einflüsse und Konventionen. Das ist nicht immer einfach.

    Antworten
    • Liebe Heike,
      ich danke Dir für Deine Gedanken. Sich selbst zu reflektieren und dabei ehrlich zu sein ist ein wichtiger Baustein im Leben. Es wird sich vielleicht nicht immer gut anfühlen, doch die Akzeptanz dessen was sich gerade zeigt, gehört auch zum Authentisch sein. Die sich daraus ergebenden Schritte, auch wenn sie nicht immer leicht sind, lassen den Menschen reifen und wachsen.

  7. Liebe Margaretha, danke für diesen inspirierenden und berührenden Beitrag. Da ist soviel, worüber ich nachdenken möchte. Wo sind die Grenzen von „authentisch sein“? Das Pokerface als Selbstschutz … Die Revolte … Und danke für Mut machen. Herzlichst, Rosa

    Antworten
    • Liebe Rosa,
      es freut mich, dass Dir mein Artikel gefällt und Du gute Anregungen für Dich mitnehmen kannst. Sich authentisch zu zeigen ist eine immer währende Lebensschule und erfordert Mut in vielen Lebenssituationen. Doch der Mensch erfährt Klarheit über sich selbst und seine Mitmenschen.

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