Sauerteig, Netzwerken, Geistesblitz, Blog

Was haben der Sauerteig und das Netzwerken gemeinsam?

6. Mai 2020 | 14 Kommentare

Wie kommst Du nur immer wieder auf so ungewöhnliche Gedanken, fragte mich meine Freundin Laura, als ich ihr von meinem Impuls „Sauerteig/Netzwerken“ erzählte.

Du weißt doch, ich darf seit einigen Jahren ohne Wecker langsam und gemütlich aufwachen und ich genieße diese Minuten ganz besonders.

In dieser Zeit wollen oft außergewöhnliche Geistesblitze aus meinem Unterbewusstsein ins Tagesbewusstsein.

So auch neulich, nachdem ich als ersten Aufwachimpuls das Wort „Sauerteig“ wahrnahm.

Was soll das denn, schoss es mir durch den Kopf; ich ließ mich jedoch auf eine Gedankenreise ein.

Sie führte mich in die Anfangsjahre der Ehe mit meinem Bäckermeister.

Der Sauerteig bestimmte als ständiger Begleiter unser Leben.

Unsichtbar meldete er sich gedanklich, vergesst mich bitte nicht, sonst gibt es kein gutes Brot.

Sichtbar wurde er in seinen unterschiedlichen Aggregatszuständen als Reinzuchtsauer, Anfrischsauer, Grundsauer, Vollsauer und letztendlich als Brotteig.

Mir war zwar von vornherein klar, dass mein Leben mit einem Bäckermeister und eigenem Betrieb anders verlaufen würde, dass mich der Sauerteig jedoch ständig begleiten sollte, empfand ich dann doch, zumindest anfangs, etwas überfordernd.

Ich erkannte schnell, dass ich selbst nach Feierabend am Samstag im weitesten Sinne auch mit dem Sauerteig verheiratet war. Denn ein neuer Sauerteig als Grundlage für das Brot am Montag musste mit dem sog. Reinzuchtsauer angesetzt werden. Neugierig und wissbegierig wie ich war lies ich mir von „meinem Bäckermeister“ die Sauerteigführung erklären.

So entstand ein ambivalentes Verhältnis zwischen ihm und mir.

Er stresste mich, vor allem am Sonntag. Als warmer und weicher Anfrischsauer hatte er sehr viel Temperament und wollte seinen Meister unbedingt um ca. 17:00 Uhr sehen, um sich zum Grundsauer weiterentwickeln zu können.

Egal ob die Familienfeier zu Ende war oder nicht. Auch andere Freizeitaktivitäten mussten sich hinten anstellen.

Ich liebte ihn, da mein Mann mit ihm ein unverwechselbares Spezialbrot herstellen konnte, mit dem unsere Bäckerei bekannt war und wir gutes Geld verdienten.

Doch warum kam mir der Sauerteig jetzt in den Sinn, wir hatten unseren Betrieb doch schon 30 Jahre geschlossen?

Ich horchte weiter in mich hinein und der Begriff „Netzwerken“ manifestierte sich. So setzte sich meine Aufwachreise mit diesem neuen Mitreisenden fort.

Was hat denn der Sauerteig mit Netzwerken zu tun?

Mein Gehirn schlug Purzelbäume vorwärts und rückwärts bis ich verstand:

Der Sauerteig entwickelt sich langsam über fünf Stufen.

Auch beim Aufbau eines Netzwerkes braucht man Geduld. Es entsteht nicht von heute auf morgen.

Nur im effektiven Zusammenspiel der einzelnen Aufbau-, Ruhe- und Expansionsphasen entsteht etwas Einmaliges. Auf der einen Seite ein hervorragendes Brot, auf der anderen Seite eine Gemeinschaft von gleichgesinnten, sich unterstützenden und wertschätzenden Menschen.

Vergleiche ich Sauerteig und Netzwerken, so erkenne ich das Leben.

Aus der Keimzelle des Sauerteiges (Reinzuchtsauer), der anschließenden Pflege, Fürsorge, Erfahrung und Liebe des Meisters oder der Meisterin entsteht formvollendet eines unserer wichtigsten Grundnahrungsmittel, das Brot.

Ein Netzwerk entsteht aus dem Gedanken eines (oder mehrerer) Menschen, gemeinsam Gutes zu tun, neue Ideen und Projekte zu generieren und zu pflegen, zum Wohle aller Beteiligten.

Stellvertretend für viele Netzwerke möchte ich das „Café der City Seelsorge“ der Pfarrei St. Lorenz in Kempten nennen, in dem ich selber einige Jahre ehrenamtlich mitgearbeitet habe.

So verstand ich die imaginäre Reise mit dem Sauerteig und dem Netzwerken als ein weiteres Synonym meines Lebens.

Ich erkannte, was meine Vergangenheit (hier der Sauerteig) mit meinem heutigen Leben, meinem Blog und den Kontakten in den sozialen Medien, gemeinsam hat.

Die Pflege und Wertschöpfung in Gemeinschaft.

Für mich sind z.B. in der Facebook-Schreibgruppe von Anna Koschinski oder durch Online-Workshops bei Dagmar Recklies und Monika Bodenstein neue bereichernde Kontakte und Netzwerke entstanden, die ich schätzen gelernt habe.

Meine morgendlichen Geistesblitze zeigten mir, wie sich meine Vergangenheit und Gegenwart ergänzen und die zwei Seiten meiner Lebensmedaille sind.

Verrate mir gerne Deine Geistesblitze in den Kommentaren und wenn ich Dir mit meinem Artikel eine Freude machen und Dich zum Nachdenken anregen konnte, abonniere meinen Blog. Ich bin immer für eine Überraschung gut!

Margaretha Schedler mit Buch

Ich bin Margaretha Schedler und schreibe seit 2019 hier im

Lebensschatzkisten-Blog.

über mein gelebtes Leben mit all seinen Höhen und Tiefen. Seit dem Tod unseres Sohnes im Jahr 2020 widme ich mich verstärkt dem Thema Tod und Trauer. Mein Maskottchen „Guckamol“ ist dabei immer an meiner Seite.

Ich möchte Dich inspirieren damit du die Schätze deines Lebens erkennen und ein zufriedenes und glückliches Leben führen kannst. Auf meiner Startseite und „Über Mich“– Seite kannst Du mich näher kennenlernen.

14 Kommentare

  1. Ein sehr schöner Gedanke. In meinem ersten Monat in Island setzte ich mur einen Sauerteig an. Ich brauchte gutes Brot! Und ein gutes Netzwerk um anzukommen in der neuen Heimat.

    Antworten
    • Das kann ich mir gut vorstellen, liebe Sylvaine. Ein gutes „Schwarzbrot“, wie früher das mit Sauerteig hergestellt Brot hieß, ist ein wichtiger Baustein der Ernährung. Wie schön, dass Dir der Sauerteig eingefallen ist.
      Danke für Deinen Kommentar.

  2. Hallo Margaretha, danke für den schönen Artikel der mich sowohl zum Schmunzeln als auch zum Nachdenken angeregt hat.
    Im Nachhinein zauberhaft und schön, deine Erinnerungen an den Sauerteig, obwohl ich glaube da wird es sicher auch manchmal nicht so einträchtig gewesen sein… 😀
    Außerdem denke ich an meine eigene Beziehung zum Sauerteig. Ich finde es auch sehr spannend aber so richtig entschlüsselt hab ich es noch nicht – so genau wie mit dem Netzwerken 🤔

    Antworten
    • Lieber Robert, danke für Deine Gedanken. Ich wusste ja, auf was ich mich als „Bäckermeistersgattin“ einlasse und der Sauerteig zur Familie gehört, als „Familienmitglied“ sozusagen. Welche Beziehung hast Du zum Sauerteig? Das Netzwerken entschlüsselt Du sicherlich auch noch, wenn Du das möchtest.

  3. Liebe Margaretha, du beschreibst es so schön. Der Sauerteig muss reifen und braucht Zeit. Genau, wie das „Netzwerken“. Daran denke ich jetzt immer, wenn ich den Kühlschrank öffne und der Sauerteig mich anlächelt. Der lang geführte Teig schmeckt und trägt genauso gut, wie eine Freundschaft. Beide müssen gut gepflegt werden. Dann ist es ein lebendiges Wachsen für alle Seiten möglich.

    Antworten
    • Vielen Dank für Deine Gedanken, liebe Sabine. Wie schön, dass Du mit dem Sauerteig arbeitest und auch eine so schöne Sichtweise hast.

    • Liebe Margaretha,
      mein erster Gedanke war: Klar ist Sauerteig gleich Netzwerken.
      Denn man gibt ihn doch weiter. Also habe ich erwartet, dass Du in dem Artikel von der Reise Deines Ansatzes durch die Lande erzählst und über die verschiedenen Menschen berichtest, die Du damit beschenkt hast.
      Meine Gehirnwindung sit also anders als Deine und doch kann ich Deinen Zusammenhang, den Du so gut darstellst, gut nachvollziehen.

      Das gibt dann wohl noch mindestens einen Artikel, der noch nicht geschrieben ist.

      Herzliche Grüße Inge

    • Liebe Inge,
      das mit dem Weitergeben des Sauerteiges habe ich viele Jahre später erst von Frauen in meinem Netzwerk gehört. Ich kannte ja nur den Umgang mit dem Sauerteig aus der Backstube und dort ist er ein anderer. Fehlgärungen dürfen auf keinen Fall entstehen, da ja das Endprodukt immer gleich schmecken muss. Im Privaten ist die Herangehensweise ans Brotbacken sehr individuell. Meinem Mann stehen da manchmal die Haare zu Berge, doch das ist wirklich eine andere Geschichte. Ich konnte ihm jedoch in einem Folgebeitrag seine Vorgehensweise entlocken und habe sie dort verlinkt. Bäckergeheimnisse werden meist über viele Generationen gehütet.
      Wie toll ist es doch, dass wir Menschen verschiedene Gehirnwindungen haben.
      Danke an Dich, Du treue Leserin für Deine wertvollen Gedanken.

  4. Liebe Margaretha, ganz herzlichen Dank für deinen wunderbaren neuen Blogartikel. Welch schönen Vergleich du ziehst. Darauf kannst ja nur du kommen! So amüsant und tiefsinnig zugleich. Für mich ist es großes Glück, dass sich unsere Wege durch die sozialen Medien gekreuzt haben und wir schon einige Erfahrungen teilen durften. Ich wünsche dir und uns noch ganz viele morgendliche Gedankenblitze, die du dann kunstvoll in die Form eines Blogs bringst. Alles Liebe von Monika

    Antworten
    • Liebe Monika,
      es freut mich sehr, dass ich Dich inspirieren konnte. Ja, die sozialen Medien machen so vieles möglich und ich freue mich sehr, dass wir so gut vernetzt sind.

  5. Liebe Margaretha, Deine Gedankenblitze sind einfach klasse – die Zusammenhänge und Verbindungen wie Netzwerken auch funktionieren kann finde ich sehr spannend. Vielen Dank für Deinen Artikel.

    Antworten
    • Liebe Sabine,
      danke Dir für Deinen Kommentar. Ich liebe lebensnahe Vergleiche und so entstand dieser Artikel. Es freut mich, dass ich Dich inspirieren konnte.

  6. Jetzt habe ich Appetit auf ein richtig gutes Brot!
    Aber Du hast vollkommen recht. Beides braucht Zeit, wenn das Ergebnis gut werden soll. Ich musste gerade an die vielen Turbo-Netzwerk-Aufbauer denken, die sich gerade auf Social Media tummeln. In diese „Netzwerke“ möchte ich gar nicht hinen.

    Antworten
    • Danke Dir, liebe Dagmar für Dein Feedback. Genau das wollte ich mit diesem Beitrag ausdrücken. Gut Ding will Weile haben, damit es sich entwickeln und gedeihen kann.

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