Margaretha schreibt konzentriert

Wie oft noch………?

13. Mai 2024 | 12 Kommentare

Unfälle passieren eben!

Ganz ehrlich, ich kann diesen Satz nicht mehr hören. Sie passieren eben nicht einfach so! Irgendetwas steckt immer dahinter. Wir sehen, wollen oder können es (noch) nicht sehen.

Wie ich zu dieser Aussage komme?

Ganz einfach. Ich bin durch den Prozess des Unfalls schon mehrere Male in meinem Leben gegangen und ich spreche hier über sogenannte selbst verschuldete Unfälle!

Anfangs habe ich das „Unfälle passieren eben“ einfach übernommen, heute sehe ich das sehr differenziert.
2011 war der bisher größte Verlust meiner Mobilität durch einen Wegeunfall aufgrund überfrierender Nässe, auf Blitzeis.

Hätte ich diesen Unfall und meine Brüche verhindern können? JEIN

Während meines wochenlangen Klinik- und anschließenden Rehaaufenthaltes hatte ich viel Zeit zum Nachdenken.
Mein Fazit: ich war unaufmerksam und gedanklich nicht präsent. Dass der Gehsteig vor Hausnummer 20 nie geräumt wurde, war mir bekannt.

So habe ich 2011 eine neue Fahne gehisst mit der Parole:

„Konzentration immer und überall“ und habe diese all die vergangenen Jahre vor mir hergetragen.

2024 Wo war meine Fahne?

Es hatte Ende März leicht geschneit und in den Morgenstunden gefror der Schnee als wunderschöne Eiskristalle in den trichterförmigen Blättern der noch nicht ganz entfalteten Tulpen.
Die Vormittagssonne verzauberte diese einzigartige Naturschönheit in ein kleines Paradies. Das musste ich unbedingt festhalten!

Mit gezücktem Smartphone ging ich in Position. Doch statt ein tolles Foto zu schießen, lag ich auf dem Rücken. Es hatte mir die Füße weggezogen. Ich hatte den gefrorenen Untergrund unterschätzt, der schon zu Blitzeis geworden war.
Gott sei Dank konnte ich aufstehen und ins Haus gehen. Doch dann kam der Schock mit all den, mir aus dem Jahr 2011 bekannten Symptomen. Gar nicht schön!

Alleine musste ich erst einmal durch Schüttelfrost und Schweißausbruch und all den Gedanken an Brüche (2011) Verstauchungen und Prellungen. Der Körper vergisst ja nichts!

Als endlich mein Mann nach Hause kam, konnte ich schon wieder einigermaßen klar denken und in bewährter Eigendiagnose zumindest Knochenbrüche ausschließen. Die Verletzungen der Weichteile erreichten von ganz alleine eine zehn auf der Schmerzskala.

Ich beschimpfte mich mit Wortschöpfungen schlimmer, als meinen größten Erzfeind (den es bisher gar nicht gab). Doch, es nützte nichts. Mein persönliches Energie-Ladekabel fand viele Tage und Nächte seine Station nicht. Dazu kam die gut gemeinte Aufforderung meines Umfeldes: Geduld, Geduld!

Dieses Wort drang an meine Ohren aus dem Telefon und bekam Verstärkung durch Textnachrichten der diversen Messenger Dienste mit der farbigen Schleife „Gute Besserung!“

Ich freute mich wirklich sehr über die Anteilnahme off/online und bemerkte ganz nebenbei, dass sich meine Schmerzintensität abschwächte. Was für ein schöner Effekt. Geteiltes Leid, ist eben doch halbes Leid.

Mein großes Learning:

Auch ein plötzlicher und schmerzhafter Lebenseinschnitt hat seine guten Seiten.

  • Ich erlebte Wertschätzung in vielfältigster Form
  • Ich musste/durfte mich ganz auf mich selbst konzentrieren
  • Im Beten erfuhr ich Hilfe und Kraft
  • Die Liebe und Fürsorge meines Mannes war und ist grenzenlos
  • Das Gefühl der gelebten Nächstenliebe durfte sich in mir verankern.
    So hat mich die Lebensschleife „Wie oft noch“ in all ihrer Intensität viel gelehrt, über meine Lieben und auch über mich selbst.

Dem Ausgestalten meiner künftigen out of time werde ich jedoch meine besondere Aufmerksamkeit und Wertschätzung schenken, denn auf weitere „Wie oft noch“- Unfälle dieser Art habe ich keine Lust.

Hattest Du auch schon mal einen Unfall oder gar mehrere? Wie bist Du mit Deiner Situation umgegangen, hat diese Dein Leben verändert?

Schreibe mir gerne einen Kommentar oder nütze mein Kontaktformular. Du weißt ja, geteiltes Leid ist halbes Leid.
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Margaretha Schedler mit Buch

Ich bin Margaretha Schedler und schreibe seit 2019 hier im

Lebensschatzkisten-Blog.

über mein gelebtes Leben mit all seinen Höhen und Tiefen. Seit dem Tod unseres Sohnes im Jahr 2020 widme ich mich verstärkt dem Thema Tod und Trauer. Mein Maskottchen „Guckamol“ ist dabei immer an meiner Seite.

Ich möchte Dich inspirieren damit du die Schätze deines Lebens erkennen und ein zufriedenes und glückliches Leben führen kannst. Auf meiner Startseite und „Über Mich“– Seite kannst Du mich näher kennenlernen.

12 Kommentare

  1. Auch wenn ich meine eigene Liste mit größeren und kleineren Unfällen habe, so haben mich die von anderen am meisten geprägt. Der erste war der Autounfall meiner Jugendliebe, der meine Sicht auf Leben und Tod für immer verändert hat:
    https://www.annetteschwindt.de/2010/10/30/in-alle-ewigkeit/

    Bei dem Versuch, das zu verarbeiten, lernte ich meinen heutigen Mann und die Geschichte seines Autounfalls kennen. (Und dann noch ein paar mehr, als ich Öffentlichkeitsarbeit im Rollstuhlsport machte.)

    Was ich daraus gelernt habe: Es kommt nicht darauf an, was Du nicht (mehr) kannst. Was zählt, ist, was aus dem machst, was Du (noch) tun kannst.

    Antworten
    • Ganz herzlichen Dank, liebe Annette für Deinen Kommentar und den Link zu Deiner ganz außergewöhnlichen Geschichte. Das LEBEN so anzunehmen wie es ist, ist die größte Form der Akzeptanz und zeugt von einem großen Bewusstsein. Meine größte Bewunderung für Dich und Deinen Mann.

  2. Tja, da kann ich natürlich meinen schlimmen Sturz 2006 beisteuern, kurz vor meinem 20. Geburtstag. Natürlich absolut mein Fehler, bei dem Alkoholpensum damals. Es ist ein Wunder, dass ich noch da bin, dass ich nach zwei Wochen Krankenhaus und drei Wochen Reha wieder in mein altes Leben zurückgegangen bin. Ich habe viel über Freundschaft gelernt damals. Und über mich selbst.

    Sei gut zu dir, liebe Margaretha, du bist nicht dein Feind. Und gut zu wissen, dass du von so vielen Menschen geliebt und geschätzt wirst.

    Liebe Grüße
    Anna

    Antworten
    • Liebe Anna,
      vielen Dank für Deine Offenheit. Unfälle jeglicher Art sind immer lebensverändernd. Sich darauf einzulassen ist jedoch wichtig und die Erkenntnisse aus dem Ereignis bieten Entwicklungsmöglichkeiten der ganz besonderen Art.

  3. Und wie gut ich solche Situationen kenne, liebe Margaretha. Viele Jahre bin ich regelmäßig gestürzt und habe mir teils scheere Verletzungen zugezogen. Bis ich mir das Muster dahinter angeschaut und es verändert habe. Seither gehe ich sicher, geführt und aufrecht durchs Leben 🙂

    Antworten
    • Das ist ja toll, liebe Ulrike. Ich danke Dir vielmals für Deinen Kommentar.
      Dass ein Muster bei meinen Unfällen (es waren viele) dahinterstecken könnte, auf diese Idee bin ich noch nie gekommen. Ich schob es eher auf einen sich wiederholenden Tatbestand im Familiensystem. Da mütterlicher- als auch väterlicherseits Unfälle bekannt sind. Ich melde mich bei Dir, denn dieses Unfallmuster zu durchschauen und verändern zu können wäre eine große Lebenserleichterung.

  4. Dein Artikel berührt mich sehr, so wie alles, was Du schreibst, liebe Margaretha! Du zeigst eindringlich, dass ja doch vieles in unserer Hand liegt … die „gehisste Fahne“ sagt ja: Mach das nicht nochmal.
    Wie schön, dass Du bei Deinen schmerzhaften Unfällen dennoch soviel Gutes erfahren hast und daraus schöpfen konntest.
    Um Deine am Schluss gestellte Frage zu beantworten: Ja, ich hatte ein paar kleinere, Unfälle, die glimpflich abgingen und vor ca. 6 Jahren einen etwas Schlimmeren, aber auch das ging noch.
    Ich stürzte über einen Stein und fiel direkt auf das Gesicht. Dabei schlug ich mir zwei Schneidezähne kaputt, die Lippe war aufgeplatzt und eine leichte Gehirnerschütterung kam dazu. Zwei Jahre dauerte es, bis die Zähne wieder in Ordnung waren, ein Implantat musste sein. Noch immer habe ich kein Gefühl an der Stelle, der Kiefer war wohl stark getroffen. Die Lippe ziert nur noch eine winzige Narbe, die kaum auffällt. Alles also gut gegangen.
    Man ärgert sich, … hätte ich nur aufgepasst usw. … Ich habe in die Ferne gesehen, nicht auf den Weg.
    Fazit: So wie Du schreibst, aufpassen, auf den Weg achten. Das gilt ja im übertragenen Sinn für unser ganzes Leben, für alles, was wir tun.
    Also: Fahne auch gehisst! Nie mehr! Schön aufpassen!
    Danke für diesen tollen Beitrag, liebe Margaretha!
    Liebe Grüße Dir,
    Petra

    Antworten
    • Liebe Petra,
      vielen Dank für Deine so persönlichen Zeilen. Ich denke, unsere Einstellung zu dem, was uns widerfährt ist ein wesentlicher Schlüssel um nach einem Unfall oder unvorhergesehenen Ereignis weiterzuleben. Dass unser nächstes Umfeld dabei eine sehr große Rolle spielt durfte ich nicht nur einmal erleben und es braucht oft länger, bis alles wieder sozusagen im Lot ist. Auch unsere Seele braucht Zeit „nachzukommen“. Das vergessen wir allzu oft. Über einen ausgeschlagenen Zahn und eine genähte Gesichtsnarbe kann ich auch berichten, doch das ist eine längere Geschichte und liegt schon über 50 Jahre zurück.

  5. Liebe Margaretha,
    ich kann deine Beschreibung so gut nachvollziehen. ich habe an jeder Hand einen genähten Finger 🙂
    Beim Aufsammeln von Scherben einer heruntergefallenen Flasche (wo war da meine Achtsamkeit?) habe ich mir tief in den kleinen Finger geschnitten. Tja und beim Bau unseres Carport war mein Finger nicht schnell genug weg…
    Achtsamkeit ist auch für mich ein wichtiges Thema. Ich bin noch im Anfänger Modus.

    Antworten
    • Liebe Jennifer,
      ja, das mit der Achtsamkeit ist ein großes Kapitel! Pass auf, pass auf, haben wir als Kinder so oft gehört. Ganz bewusst bei einer Sache sein, ob essen, trinken, gehen, kochen oder, oder………… dürfen wir wohl Alle wieder mehr lernen. Beim Essen nicht zu sprechen gehört auch dazu. Ich denke, je öfter wir uns wieder daran erinnern, desto weniger Unpässlichkeiten schickt uns das LEBEN. Ich fokussiere mich gerade noch bewusster auf all meine Tätigkeiten. Hab gut Acht auf dich.

  6. Hallo Maria,

    du triffst den Nagel auf den Kopf, deine Erfahrungen öffentlich zu machen , finde ich
    stark.
    ich hatte im Bad einen schwereren Unfall und kann dadurch deine starken Worte
    gut verstehen und auch ich denke erst nach und handle dann.

    Liebe Grüße Hans Günter

    Antworten
    • Lieber Günter, vielen Dank, dass du deine Erfahrungen hier mit uns teilst. Ich hoffe, es geht dir wieder besser und ich nehme das Badezimmer als Unfallquelle mit auf meine „Achtung, Achtung“- Liste. Sich dieses bewusst zu machen ist der erste Schritt in Sachen Unfallverhütung.
      Danke auch für dein Kompliment.

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