Schon lange wollte ich meinem „Guckamol“ wieder eine Bühne bereiten, doch der Vorhang wollte sich einfach nicht öffnen.
Guckamol ist ja ein lustiger, hintersinniger Geselle und ihm gerecht zu werden, musste sich mein Gemütszustand merklich bessern. Seit dem Tod unseres Sohnes spielten mir meine Gehirnwindungen immer wieder traurige Lieder in die Seele und diese passten so gar nicht in sein Repertoire.
Dann entdeckte ich Anna Koschinskis neuen Blog
„Jede Geschichte ist erzählenswert.“
Genau, Guckamol hat eine Geschichte und diese will weitererzählt werden!
Ich setzte mich in meinen Schreibsessel und blickte, wie immer, wenn ich einen neuen Artikel schreiben möchte, aus dem Fenster hinauf zu den Wolken.
Diese bildeten gerade eine lustige Formation. Ich lächelte in den Himmel und plötzlich schien es durch mich hindurch zu schreiben.
Das Wort „oben“ erschien zuerst auf dem Papier, dann kam „Dachboden“ dazu. Ich verstand nichts, schrieb einfach weiter. Was wollte mir der Himmel sagen?
Gab es etwa einen Zusammenhang mit unserer Dachbodenentrümpelung?
Dann erkannte ich!
Wir hatten Michaels Nachlass sortiert und tauchten bei jedem Gegenstand noch einmal in sein Leben ein. Vom Kleinkind, Schulkind, Studierenden, Erwachsenen bis zu seinem Tod. Zahlreiche Erinnerungen klopften an unsere Herzen und es lösten sich viele Trauertränen.
War dies der Grund für Gockamols Verschwinden oder wo hatte er sich versteckt? Auf dem Dachboden etwa?
Tatsächlich! Er trauerte mit uns und suchte auf dem Dachboden ein neues Outfit um uns aufzuheitern, was ihm auch gelang.
Er genoss seinen großen Auftritt und bekam viel Aufmerksamkeit. Voller Übermut plauderte er über seine Wohngemeinschaft und bekam danach großen Ärger mit dem Herrn des Hauses.
So entzog er sich unserer Wohngemeinschaft und war unauffindbar.
Er dachte nach, verschlief die kalte Jahreszeit und wartete auf einen günstigen Moment wieder am Leben teilzunehmen.
Doch konnte er sich überhaupt wieder sehen lassen?
Sein roter Hut war schon ziemlich eingestaubt und die bunte Pfauenfeder hatte gewaltig an Standfestigkeit verloren, als er eines Tages eine weibliche Flohstimme vernahm, die nach ihm fragte.
Er traute seinen Ohren nicht, als er die Hausherrin sagen hörte: “Guckamol ist fort.“
Frau Losamol*, die Besucherin, vermisste Guckamol in ihrer monatlichen Flohrunde und suchte ihn schon mehrere Wochen.
Jetzt aber Marsch!
Hut säubern, Feder in Stellung bringen und ab aus dem Verließ.
Guckamol schüttelte seine eingerosteten Beinchen, hüpfte auf die Gardinenstange und warf einen seiner bekannten Glückskekse auf den Küchentisch.
Ein Blick nach oben und die Dame des Hauses traute ihren Augen nicht.
„Oh mein Gott, du bist ja doch noch da. Schau mal, Frau Losamol vermisst Dich auch, wo warst du denn so lange?“
Guckamol brachte keinen Ton heraus, seine Knopfaugen waren vom Anblick der Flohdame gefangen. Frau Losamol hatte die schönsten Ohren die er je gesehen hatte. Die Segel eines Dreimasters konnten da nicht mithalten. Wie konnte er diese nur vergessen?
Auch Losamol hatte ihn jetzt entdeckt und war von seinem Outfit überwältigt.
Das war der Beginn einer neu entbrannten Flohfreundschaft.
Was wohl daraus wird?
Überglücklich eine Begleiterin für Guckamol zu wissen, ließen die Herrschaften die beiden Turtelnden alleine. Jetzt war die Hausgemeinschaft wieder komplett und vielleicht wird Frau Losamol bald dazugehören.
*„Losamol“ ist der Allgäuer Ausdruck für „Horch doch bitte genau hin“. ……………………………………………………………………………………………………………………..
Die Ohren spitzen und das Gesprochene konzentriert wahrnehmen, bedarf einer Entscheidung. Werde ich mit „losamol“ angesprochen, erhöht sich meine Aufmerksamkeit um ein Vielfaches.
Guckamol und Losamol haben sich wiedergefunden. Sie werden uns sporadisch ans genaue „Hinschauen“ und „Hinhören“ erinnern, Du darfst gespannt bleiben.
Bist du auch schon einmal, wie der Guckamol, „verschollen“ gewesen? Wer hat dich aus deinem Verlies gelockt?
Mir hat der Himmel in schwierigen Situationen immer Menschen geschickt, die erneut Freude, Hoffnung und Liebe in mein Leben brachten. Im Austausch mit ihnen entstehen neue Ideen, Perspektiven dürfen sich verändern und gelebte Geschichten warten darauf erzählt zu werden.
Der Guckamol begleitet mich gerne auf unsere Treffen und ich denke, Frau Losamol wird künftig auch dabei sein und besonders aufmerksam horchen.
Abonniere gerne meinen Newsletter, dann verpasst Du keinen neuen Artikel und sei gewiss, Guckamol und Losamol bleiben dem Lebensschatzkistenblog erhalten.
Liebe Margaretha,
einen Ausflug auf den Dachboden zu Kleinkindertagen habe ich bei meinen Großeltern öfters unternommen.
Es gab viel zu entdecken, wie beispielsweise Souvenirs aus Kanada oder die Lego Technik Aufbauten meiner Cousins in Form von ideenreich gebauten Raumschiffen oder Fahrzeugen.
Den ganzen Tag lag Schlager auf WDR 4 in der Luft.
Tag ein – Tag aus, hörte meine Großmutter diesen Radiosender.
Sehr populär war das Lied 🎶 Du bist nicht allein 🎶 von Roy Black.
🎶 Anzuhören unter https://www.youtube.com/watch?v=2q7Qe8RhvVU. Viel Vergnügen beim Zuhören
Ich bin bereits heute ganz neugierig welche Abenteuer Guckamol und Losamol erleben werden.
Herzliche sonnige Grüße sendet Dir Kathy
Liebe Kathy,
Wie schön, dass Du gute Erinnerungen an Deine Ausflüge auf den Dachboden hast. Den Schlager von Roy Black kenne ich gut. Habe ihn schon lange nicht mehr gehört. Mercy für den Link.
Ich glaube, das ist wirklich Gold wert, wenn da jemand ist, der hartnäckig ist und kurz die Welt anhält, um uns darauf aufmerksam zu machen, was es gerade zu sehen und zu hören gibt, zu erleben. Im Innen und im Außen. Gut, dass sich die beiden jetzt auch gegenseitig bestärken!
Liebe Anna, vielen Dank für Deine treffende Analyse. Guckamol und Losamol werden immer wieder genau hinschauen und hinhören und mit Allgäuer Humor uns auf wesentliche Dinge im Alltag aufmerksam machen.
… es war ja endlich an der Zeit …
dass „Losamol“ auftaucht.
Liebe Margret, gute Idee und wunderschön eingeführt.
Wirklich Hinhören und Hinschauen (ohne im Geiste gleich eine Antwort zu formulieren) will geübt sein. Es gelingt mir nicht immer; ich bleibe dran …
Liebe Grüße, Laura
Danke Dir für Deine Gedanken und das „nicht gleich im Geiste gleich eine Antwort zu formulieren!“ Guckamol und Losamol werden sich gut ergänzen und immer mal wieder im Lebensschatzkistenblog mit ihren Weisheiten glänzen.
Liebe Margret,
wie herrlich erfrischend! Herzlichen Dank für Deinen Impuls, den ich als Art Frühjahrsputz sehe und gleichzeitig ein Erwachen aus dem Winterschlaf. Wenn die warmen Sonnenstrahlen uns schon auf den Frühling freuen lassen, beginnt die Abnabelung aus dem Verließ, um uns neu auszurichten. Das erinnert mich an unsere gemeinsamen Exerzitien mit Tagen des absoluten Schweigens, innerlich als auch äußerlich. Abtauchen in die eigene Welt. Ein ähnlicher Prozess des „Frühjahrsputzes“ mit sich und seiner Seele, damit ein Neuerwachen möglich wird. Auch passend zu unserer aktuellen Passionszeit. Somit vielen lieben Dank für die Geschichte von Guckamol und seiner Losamol, die uns mit einer Prise Frühlingsgefühlen auf ihre Reise genommen haben. Es bleibt also spannend!
Liebe Grüße, Lydia
Liebe Lydia, vielen herzlichen Dank für Deine Erkenntnisse. Dass der Text in Dir den Impuls für einen „Frühjahrsputz“ ausgelöst hat ist großartig. Auch der Aspekt der Abnabelung in Zusammenhang mit der Neuausrichtung ist ein wertvoller Gedanke.
Oh, das ist ja eine sehr feine Geschichte, liebe Margaretha. Ich finde es wunderbar, wie sich eure Hausgemeinschaft entwickelt hat.
Herzensgrüße.
Angelika
Liebe Angelika,
Du kennst unsere Hausgemeinschaft ja und sie durfte sich endlich vergrößern. Mal schauen, ob die Losamol auch ein Konterfei bekommt.