Stopp rufe ich ungewöhnlich laut und erschrecke meinen Mann.
Sofort bleibt auch er stehen, obwohl wir in Eile sind.
Ich deute auf eine kleine Feder mit weißen Punkten auf schwarzem Untergrund, die direkt vor uns wie eine Marionette senkrecht auf und ab tanzt, obwohl kein Lüftchen weht.
Gleichzeitig schauen wir in den Himmel. Zieht von oben jemand die Fäden?
Ganz langsam, nach weiteren Pirouetten, fällt das Federchen direkt vor mir auf den Boden.
Es ist Freitag, kurz nach 11:00 Uhr
Genau vor einem Jahr um die gleiche Uhrzeit hatten mein Sohn und ich zum letzten Mal telefoniert. Unser Gespräch endete mit seinen Worten: „Dann bis denn!“
Einen Tag später verstarb er völlig unerwartet an einer Lungenembolie.
Vorsichtig lege ich die wunderschöne Feder in meine Hand und bewundere ihr Muster. Noch nie hatte ich so etwas Hübsches gesehen.
Sie könnte von einem Turmfalken sein. Sie wohnen schon einige Jahre im Kirchturm und haben Junge.
Dieser Gedanke begleitet mich auf dem Weg zum Mittagessen.
Wir sind mit meinem Schwager, der Jäger ist, verabredet und ich bin auf seine Einschätzung gespannt.
„Es ist die Schwungfeder eines Buntspechtes, da bin ich mir ganz sicher“, so seine Antwort.
Ich liebe diese farbenfrohen Vögel, die schon viele Jahre im nahegelegenen Park zu Hause sind und sich öfter mit ihrem Hämmern lautstark bemerkbar machen.
Doch warum schenkt uns gerade heute einer von ihnen eine seiner Schwungfedern? Sollte diese eine Botschaft für mich/uns haben?
Spurensuche
Die vergangenen 12 Monate haben mich verändert.
Das ist doch klar, wirst Du sagen, doch anfangs wehrte ich mich vehement dagegen. Ein Todesfall zieht zunächst viele administrative Aufgaben nach sich, die zeitnah erledigt werden müssen.
Die Trauer trat vorerst in den Hintergrund
Doch durch gute Seelsorgegespräche kam ich schrittweise aus dem Schockzustand. Im geschützten Raum durfte ich mich mit all den Emotionen, dem Schmerz über den Verlust meines einzigen Kindes, dem damit verbundenen Hadern, aber auch der Wut und Verzweiflung zeigen.
Sie alle hielten eine Fahrt mit der Achterbahn für mich bereit, davonlaufen – zwecklos.
So kam ich immer mehr mit den verwundbaren Anteilen meiner Seele in Kontakt, denen ich bisher erfolgreich ausgewichen bin.
Ausgewichen, um nicht verletzt, nicht als zu weich, zu sensibel wahrgenommen zu werden.
Angesprochen auf den Verlust unseres Sohnes konnte ich meine Gefühle nicht mehr verbergen. Ein wahres Geschenk für meine Seele, die langsam ihre Stimme wieder fand, ohne von mir ausgebremst zu werden.
In den letzten Monaten lernte ich alle Tonlagen ihres Ausdrucks. Oft waren die Nächte zu kurz und immer wieder musste ich Tage des Nichtstuns einlegen um meine Energie in Balance zu bringen.
Dabei halfen mir auch ausgedehnte Waldspaziergänge als Lebenskrafttankstelle.
Und jetzt diese wunderschöne Feder
Leichtigkeit kommt mir in den Sinn. Es darf leichter werden, höre ich mir selbst zusprechen.
Ich schmunzle und erkenne das Zeichen zu richtigen Zeit, das wie ein Wunder wirkt.
Die Wunde in mir darf heilen, in Leichtigkeit und Liebe.
Meine Seele möchte tanzen und der Refrain
„Und es begegnen sich Himmel und Erde, damit Friede werde unter uns!“
aus dem Lied „Wo Menschen sich vergessen von Thomas Laubach (Text) und Christoph Lehmann (Melodie) könnte passender nicht sein.
Die Schwungfeder des Buntspechts liegt heute auf meinem Schreibtisch und erinnert mich täglich an die Leichtigkeit und Liebe in meinem neuen Leben.
Ein Himmelsgeschenk zum ersten Todestag meines Sohnes.
Ist Dir auch schon einmal ein Wunder vom Himmel gefallen?
Schreibe mir gerne einen Kommentar oder eine E-Mail über mein Kontaktformular.
Liebe Margaretha,
So wunderbar berührend ist diese Geschichten. Danke , dass Du diesen Blick in Deine Seele erlaubt hast.
Federn sind ja immer Himmelsgrüße und ganz besondere Zeichen. Diese Feder vom Buntspecht ist wunderschön und ausdrucksstark. Mich haben die weissen Punkte auf dem dunklen Untergrund fasziniert. Lichtblicke in der Dunkelheit und noch viel Platz für weitere lichtvolle Momente und Erlebnisse.
In diesem Sinne schicke ich dir eine liebevolle Umarmung
Renate
Liebe Renate,
vielen Dank für Deine Gedanken. Gerne habe ich meine Geschichte mit Dir geteilt. Himmelsbotschaften erkennen zu dürfen ist ein großes und hilfreiches Geschenk.
„Die Wunde in mir darf heilen, in Leichtigkeit und Liebe.“ Welch schöner Gedanke. In uns allen. Den Mut, sich zu öffnen für die eigenen Gefühle, so wichtig. Ich übe, denn ohne diese Öffnung bleiben die Wunden Wunden. In Leichtigkeit und Liebe, Anne
Liebe Anne,
ich danke Dir für Deine Zeilen und freue mich, dass ich Dir einen schönen Gedanken mitgeben darf.
Ich denke, viele Menschen haben erkannt, dass sie mutig die Türe zu ihren Gefühlen öffnen dürfen.
Jeder in seinem Tempo und Bewusstsein.
Liebe Margaretha, so viel Zartheit und Zerbrechlichkeit, Trauer und Trost, Liebe und Sehnsucht zwischen deinen Zeilen. Aber vor allem ein großes Herz, das in allem mitschwingt. Danke für diesen federleichten Beitrag, der so viel Hoffnung in sich trägt. Liebe Grüße Alexandra
Liebe Alexandra,
Deine Gedanken berühren mich sehr und ich danke Dir ganz herzlich dafür.
Die Botschaft aus den himmlischen Sphären macht mich froh und glücklich und ich fühle, dass es die Leichtigkeit ist, die nicht nur mir, sondern uns Allen wieder mehr ins Bewusstsein kommen darf.
Vielen Dank, dass wir teilhaben dürfen. Ich bekomme ganz oft weiße Federn von meinem Engel, mitunter finde ich sie an ganz ungewöhnlichen Orten.
Ich glaube ganz fest daran, dass unsere Lieben bei uns sind und uns immer wieder Zeichen schicken. Bei mir ist die Trauer nach über dreieinhalb Jahren noch sehr präsent aber ich arbeite daran, dass sie immer mehr Platz macht für die Liebe.
Ganz liebe Grüße, Daniela mit Isabell im Herzen.
Liebe Daniela, wie schön, dass Du Deine Zeichen erkennst.
Die Liebe umhüllt die Trauer und verleiht ihr Flügel.
Alles Liebe und Gute und ich freue mich, dass Du hier bist.
Danke liebe Margaretha für dein Teilen dieses schönen Moments.
Leichtigkeit – das wünscht sich dein Sohn ganz bestimmt für seine Mama. Ein wundervoller Gruß.
Von Herzen –
Liebe Grüße
Sandra
Liebe Sandra, das fühle ich auch so. Leichtigkeit können wir Alle in diesen herausfordernden Zeiten gerade gut brauchen.
Danke für Dein Dasein.
Liebe Margaretha, ich danke Dir dafür, dass Du so offen über diese „wundervollen“ Geschehnisse schreibst – Deine Geschichte hat mich sehr berührt… Alles Liebe. Ulrike
Liebe Ulrike,
vielen Dank für Deine Zeilen. Mit Worten berühren, das ist meine Passion. Die Botschaft der Feder wollte unbedingt in die Welt.
Liebe Margret,
ich danke Dir von Herzen für Dein Öffnen und Dein Teilen Deiner Seele mit uns, das mich tief berührt und auch zu Tränen rührt.
Als wäre es gestern gewesen…und doch ist es doch schon so fern. Fern und nah, zwei unglaubliche Distanzen. Auf jeden Fall unvergessen!
Ein wirklicher Gruß von oben, wie schön!
Fühl Dich umarmt,
Lydia
Liebe Lydia,
ganz herzlichen Dank für Deine jetzt mich berührenden Worte. Die Liebe kennt keine Grenzen.
Liebe Margaretha,
ich habe eine Gänsehaut. Wie achtsam Du den Bogen von der leichten Feder zu schwer zu verarbeitendem Verlust gespannt hast! Super!
Sehr schön, dass Du geteilt hast, wie viel Energie es kostet immer wieder in die Balance zu kommen und dass es dazu Ruhe braucht. Viele Menschen wissen das nicht und sind überrascht über ihr großes Ruhebedürfnis bei wichtigen Veränderungen.
Herzliche Grüße
Inge
Liebe Inge,
vielen Dank für Deine liebevollen Zeilen. Mich schreibend mit dem Tod unseres Sohnes auseinander zu setzen hilft mir sehr. Mit meinem Beitrag Menschen mit ähnlichem Schicksal erreichen und ihnen ein Vorbild sein zu können würde mir sehr viel bedeuten.
In der Ruhe liegt die Kraft, diesen Satz hat Michael mir mit 4 Jahren aus heiterem Himmel gesagt. Du kannst Dir denken, wie baff ich war. Heute hat die Ruhe noch einmal einen ganz tiefen Stellenwert für mich.
Liebe Margareatha,
wie wunderbar die Dinge manchmal doch sind. Und wie wunderbar du sie beschreiben kannst. Danke für den schönen Text.
Zwar ist das Zeichen nicht vom Himmel gefallen, sondern herein geflattert, aber ich hab mich grad beim Lesen daran erinnert.
Am ersten Todestag meiner Oma sass plötzlich ein Tagpfauenauge, dieser wunderbare Schmetterling auf dem Landschaftsbild das ich von ihr geerbt habe. Das war für mich auch sehr berührend, wie ein letzter Gruss.
Ganz liebe Grüsse aus der Schweiz
Karin
Liebe Karin,
immer wieder sind es die kleinen Dinge, die uns berühren und die wir nicht vergessen. Wir hatten heuer öfter Besuch von mehreren Tagpfauenaugen. Ich liebe diese Schmetterlinge. Ihre Zeichnung ist so einzigartig. Danke Dir, dass Du mich an Deinem „Himmelszeichen“ teilhaben lässt.